Bagan – Stadt der Könige am Irrawaddy

Auf halbem Wege zwischen Quelle und Mündung des Irrawaddy, der Myanmar von Norden nach Süden durchschneidet, liegt die alte Königsstadt Bagan.

Der mächtige Irrawaddy bei Neu-Bagan

Mehr als 2.000 Pagoden und Sakralbauten drängen sich hier auf rund 36 Quadratkilometern. Sieht echt irre aus. Besonders von oben.

Blick auf die von historischen Pagoden durchzogene Steppe von Bagan zu früher Morgenstunde

Nichts verpassen: Ein Tag in Bagan

Bagan gilt zurecht als einer der Hotspots Myanmars. Zwei bis drei Tage solltet ihr dort einplanen. Dann lohnt sich auch die Gebühr, die ihr – ähnlich wie am Inle-See – für den Aufenthalt in der Region zahlen müsst. Im Dezember 2019 waren das 25.000 Kyat pro Person, also ca. 17,- Euro.

Übrigens wird beim Kauf von jedem ein Foto gemacht und online hinterlegt, damit die Ticket-Prüfer im Gelände das via QR-Code mit der echten Person abgleichen können. Darum tut ihr euch eher keinen Gefallen, gebrauchte Tickets günstig von Abreisenden zu kaufen – könnte ziemlich peinlich werden. Und ja, diese Prüfer laufen tatsächlich an Tempeln und Aussichtspunkten rum, also solltet ihr euer Ticket auch immer dabei haben.

Am besten lässt sich die Gegend per E-Bike erkunden. Die meisten Unterkünfte vermieten direkt, das kostet zwischen 5 und 10 Euro pro Tag. Die Dinger sind relativ rasant und machen Spaß. Helme trägt so gut wie niemand. Gut aufpassen und defensiv fahren ist also angesagt. Tanken braucht man logischerweise nicht, aber man sollte den Akkustand im Auge behalten. Vor allem wenn man weiter fährt, etwa von Nyaung U quer durch die Pagodensteppe bis Neu-Bagan. Und Fahrten im Dunkeln sollte man generell vermeiden. Dann kann man mit den kleinen, geräuschlosen Mopeds großen Spaß haben – und ganz Bagan auf eigene Faust entdecken.

Will man so viel wie möglich an einem einzigen Tag sehen, könnte der etwa so aussehen:

6:00 Aufstehen, aufs E-Bike schwingen, zum Aussichtsturm fahren und Ballons anschauen

Start der Ballone bei Sonnenaufgang

Der frühe Vogel scheißt auf den Wurm – und fängt stattdessen die Ballone mit der Kamera ein. Sofern er sich die saftigen 300 $ pro Person für den etwa einstündigen Flug nicht leisten kann oder will.

Märchenhafte Aussichten: Ballone über Bagan

Zum Sonnenaufgang fahren die Ballone quer über die Pagodensteppe. Das lässt sich von vielen Plätzen in und um Bagan sehr schön beobachten. Da man seit dem Erdbeben von 2016 die meisten Pagoden aber nicht mehr erklettern kann, bietet sich ein anderer erhöhter Aussichtspunkt wie etwa der Nan Myint Tower an. Der gehört zwar zu einem Luxusresort, steht aber auch anderen Touristen für ca. 5 € offen. Man sollte allerdings wirklich pünktlich zum Sonnenaufgang sein. Und sich, wie immer, darauf einrichten, dass man nicht allein sein wird. Ein bisschen Battle um die besten Fotoplätze ist immer.

Der Blick, wenn die Sonne sich goldglänzend über die Bergkette im Nordosten schiebt und den Frühnebel zwischen den Bäumen und Pagoden illuminiert, lohnt sich dann aber wirklich – mit oder ohne Ballons.

Mystische Aussichten: Frühnebel über den Pagodenfeldern von Bagan

10:00 Nach einem raschen Frühstück in der Unterkunft weiter zur Shwezigon Pagode im Stadtteil Nyaung U

Mächtig prächtig: Die Shwezigon Pagode im nördlichen Stadtteil Nyaung U

Der Bau der Shwezigon-Pagode in Nyaung U bei Bagan wurde 1059 unter König Anawrahta begonnen und 1110 unter König Kyanzittha vollendet. Die pompöse Pagode beherbergt wertvolle Reliquien und ist ein zentraler Anlaufpunkt für gläubige Buddhisten. Der mit Blattgold überzogene Stupa ist 49 Meter hoch; die Länge der unteren Terrassen beträgt ebenfalls 49 Meter.

Buddha is everywhere: mit bunten Scherben verzierte Säule auf dem Gelände der Shwezigon Pagode

Wie in den meisten großen Pagoden Myanmars trifft man auch hier nicht nur auf Touristen, sondern auf einheimische Großfamilien mit lachenden, tobenden Kindern, die eine Art religiösen Familientag abhalten, den man sich in dieser Lebhaftigkeit in christlichen Gefilden kaum vorstellen kann.

Die wollen nur spielen: Kind vor der Pagode

13:00 Tempel, Tempel, Tempel

Zwischendurch rasch was essen. Lecker und vegan zum Beispiel bei Kaing Shwe Wah am Ananda-Tempel. Tripadvisor-zertifiziert ist hier übrigens auch noch der letzte rollende Imbiss. Auch in dieser Hinsicht ist Myanmar schon quasi tourismusgentrifiziert.

Whatever, spätestens jetzt heißt es: Tempel anschauen.
Mehr Tempel.
Und noch mehr Tempel.

Der größte Tempel von Bagan: Thatbinnyu

Scraping the Sky: Der Thatbinnyu-Tempel in Alt-Bagan ist mit 61 Metern Höhe das höchste Gebäude in Bagan. Er stammt aus dem 12. Jahrhundert.

Im Hof des prächtigen Ananda-Tempels

Ein weiterer der großen Tempel Bagans ist der Ananda-Tempel, der von 1091 bis 1105 von König Kyanzittha errichtet wurde.

Immer wieder lustig: Wenn Locals um ein Foto bitten

17:00 Abstecher nach Alt-Bagan

Ganz in der Nähe vom Ananda-Tempel betritt man Alt-Bagan durch das Tharabar-Tor. Das einzige noch erhaltene Stadttor wird von zwei Geistern (nats) in ihren Nischen bewacht: Links Herr Gutaussehend (Maung Tinde), rechts Frau Goldgesicht (Shwe Myethna). Wer die Schutzgeister von Bagan milde stimmen möchte, lässt ihnen ein kleines Opfer da – zum Beispiel ein Reisschälchen oder eine Blume.

Tharabar-Tor: Das letzte erhaltene Stadttor von Bagan

Vom Tor weiter runter Richtung Fluss, dann rechts halten, und ihr kommt zur Bupaya-Pagode, die über dem Irrawaddy thront – und einen wahrhaft majestätischen Blick über den mächtigen Fluss bietet. Wobei sie so heftig in der Abendsonne glänzt, dass man kaum hinschauen kann. Apropos Glanz: Ganz in der Nähe findet sich das Lackwaren-Museum. Lack ist eine große Nummer in der Region Bagan, überall finden sich kleine Handwerksbetriebe mit Showroom, wo man beim Begutachten der kleinen Werke oft mit gratis Tee verköstigt wird und einen Blick in die Werkstatt werfen darf.

Glanzvoll über dem Irrawaddy: die Bupaya-Pagode

Blick von der Bupaya-Pagode auf den “Hafen” von Alt-Bagan.

19:00 When the sun goes down

Im Dezember ist das schon relativ zeitig. Und dann sollte man an einem der magischen Aussichtspunkte sein. Wer mit dem E-Bike unterwegs ist, wird pausenlos von sehr viel schneller fahrenden Kids angesprochen, die einen zum “one and only sunset view” geleiten wollen. Wir sind, glaube ich, nach einigem Hin und Her, beim Sunrise Hill gelandet. War jetzt zwar nicht Sunrise und auch ganz schön voll da, aber trotzdem krass schön.

Sunset-Blick vom Sunrise Hill
Auch Mönche lieben Sunsets in Myanmar – und manchmal sogar Smalltalk
So schön, da glühen die Smartphones aus aller Welt

Tja, und dann noch was essen und ab in die Falle. Viel los ist abends nämlich nicht in Bagan. Aber wer den nächsten Sunrise nicht verpennen will, geht nach so einem Tag eh früh schlafen.

Müllbewusstes Myanmar

Was man kaum von einem südostasiatischen Land glauben mag: Myanmar engagiert sich für den Umweltschutz. Zumindest was den Umgang mit Müll und Plastik angeht. Immer wieder stolpert man über kleine aber feine Initiativen wie diese in Bagan:

Anti-Plastik-Kampagne in Bagan