Tand, Tiere, Touristen: Der Night Market von Duong Dong
Duong Dong, die Hauptstadt von Phu Quoc mit etwa 30.000 Einwohnern, liegt an der Westküste der Insel. Der an sich eher unscheinbare, meist von der üblichen Mopedhorde in Beschlag genommene Ort ist bekannt für den in der Nähe des Hafens gelegenen „Dinh Cau Cho Dem“.
Der Night Market zieht Abend für Abend Reisende aus aller Welt mit dem üblichen Souvenir-Tand an: Von „original“ Ray-Ban-Brillen für kaum eine Handvoll Dong – also nur ein paar zehntausend – über ausgestopfte, grinsende Mini-Krokodile mit Phu-Quoc-Perlen im Maul bis hin zu schrillem Schmuck, quietschbunten Sandalen und den ikonischen Vietnam-Hüten ist alles dabei, was der brave Tourist gern in seinen Koffer stopft.
Erinnert ein bisschen an den Market in Saigon. Bis auf die auffällig geringe Bereitschaft des sonst so bekannten Preisverhandelns, das in Reiseführern immer wieder beschworen und in Saigon auch eifrig praktiziert wird.
Ansonsten: Ähnliches Angebot, ähnliche Verkaufsstrategien. Wer besonders clever und fortgeschritten ist (oder sich dafür hält), kopiert westliche Marken-Strategien und lässt durchgängig gebrandete, freundlich lächelnde Promoteams mit kostenlosen Appetizern auf die Touris los, um etwa eine knallrot-gelb verpackte Nusssorte unter die Leute zu bringen. Der opulente Verkaufsstand mit der entsprechenden Nussmarke in allen Variationen, Verpackungsgrößen und Rabattangeboten ist dann natürlich gleich nebenan. Abzulehnen ist dabei völlig ok, die Promo-Mädchen und -Jungs lächeln immer weiter.
Etwas ruppiger wird dagegen manch Promotor der Restaurants, sofern man nur die in einer Art Aquarienbatterie ausgestellten exotischen Fische, Frösche und Hartschalentiere fotografieren statt konsumieren möchte. „No photo, no photo“, wird dann genervt gerufen und mit vor dem Objektiv wedelnden Händen klargemacht, dass die Viecher nicht geknipst werden sollen.
Die sehen das aber anders – zumindest gebärden sie sich so, als wollten sie lieber deinen Instagram-Account bereichern als deinen Teller.
Nun denn, wer nach dem Essen oder Trinken um die Ecke muss: Öffentliche und für südostasiatische Verhältnisse meist akzeptable Klos gibt es auch. Die Nutzung der über den Night Market verstreuten Container kostet um die 3.000 Dong (ca. 12 Cent). Mit ein bisschen Glück steht sogar ein Seifenspender am Waschbecken.
Check it out – Khanh Ly Vegan House
Veganer aufgepasst: In einer Nebenstraße findet sich die vegane Kantine Khanh Ly. Von deren unspektakulären Äußeren sollte man sich nicht abschrecken lassen. Tatsächlich kann man im Khanh Ly vegan house sich für wenig Geld hervorragend vegan essen, sofern man einen Platz zwischen den wuseligen Duong Donger Familien ergattert.
Ein Menü gibt’s dort nicht, stattdessen einen Schlag Reis auf den Teller, den man dann aus gut 15 großen Töpfen ganz nach Gusto mit veganen Spezialitäten auffüllen kann. Keine Ahnung, was genau wir da gegessen haben. Aber wir sind gleich am nächsten Abend noch mal hin. Bezahlt wird nach Augenmaß. Das wirkt etwas willkürlich, aber mehr als gut 3 Euro pro Essen hat man uns nie abverlangt.
Sunset City mit Weihrauch und Gongschlag
Schöner und spektakulärer ist es in Duong Dong aber eigentlich schon ein bisschen früher: Wenn die Sonne glühend im Golf von Thailand versinkt und den von zahlreichen vietnamesichen Familien in Beschlag genommenen Hausstrand sowie den darüber thronenden Leuchtturm samt „Tempel der Seegöttin“-Pagode anstrahlt. Hunderte Handys werden gereckt, die einstudierten Selfie-Posen eingenommen, es wird gequatscht, gelacht und geflirtet, während der Gongschlag der Pagode erklingt und der Priester zwischen zahlreich brennenden Räucherstäbchen mit ernster Miene die Geldgeschenke der um Vergebung und Glück bittenden Vietnamesen entgegennimmt.
Darüber hinaus gibt es nicht viel Entertainment oder Hot Spots in Duong Dong, zumindest nicht für den Durchschnittsreisenden. Wo nicht gebaut wird, wird Müll entsorgt oder auch verbrannt – das ist aber generell ein Problem in Vietnam und großen Teilen Südostasiens. Der Hafen ist überschaubar und schmutzig – das Wasser sieht an manchen Ecken aus wie eine lebendige Müllkippe, in der sich ein Plastikmeer sanft auf und ab wiegt. Das Wasserpuppentheater – jene original vietnamesische Kunst, die mir der relativ aktuelle Reiseführer (2016) als Geheimtipp ans Herz gelegt hatte – ist laut Nachfragen vor Ort seit gut zwei Jahren geschlossen.
Gleich am Fuße des Leuchtturms liegt der Hausstrand der Stadt: Wer „echte“ Vietnamesen und vor allem deren Kinder beim Badespaß erleben will, sollte sich auf die kleine Hafenmauer setzen und einfach mal eine halbe Stunde zuschauen. Kurz vor Sonnenuntergang tauchen dort auch jede Menge Garküchenbetreiber auf, die von der vietnamesischen Pizza bis zum kleinen Oktopus alles auf die mobilen Grills hauen, was das Herz begehrt. Tolle Stimmung!