In Stein gemeißelt: Zu Besuch im Staate Filippo Bentivegna

Die stillen Untertanen des Filippo Bentivegna

Herrscher über einen eigenen Staat sein – verantwortlich für tausende friedliche Untertanen, die niemals aufbegehren. Der Art-Brut-Künstler Filippo Bentivegna (1888-1967) hat sich diesen Traum erfüllt – und seinen eigenen Staat einfach selbst gebaut. Nicht ganz unaufwändig: Fast ein ganzes Leben investierte der sizilianische Künstler, der am östlichen Rand von Sciacca auf seinem kleinen Landsitz sein eigenes Königreich aus Stein meißelte.

Bentivegna starb 1967 und drohte zunächst in Vergessenheit zu geraten. Einige Jahre später kaufte die sizilianische Regierung das Gelände und machte daraus das Castello Incantato. Das “verzauberte Schloss” ist heute eine bekannte Touristenattraktion im Südwesten Siziliens (Eintritt: 5 Euro, montags geschlossen).

Der Eingang zum Castello Incantato

Kleiner Tipp: Nicht zu spät kommen! Wenn man das Gelände betritt, unterschätzt man dessen Größe leicht. Wer wie ich erst kurz vor Toresschluss aufschlägt, muss sich ziemlich sputen, um überhaupt einmal ganz herumzukommen.

Die Arbeiten des Künstlers zählen zur Art Brut, einige sind im Art-Brut-Museum Lausanne zu sehen. Die einfachen, in Stein gemeißelten Gesichter zeigen keinen Ausdruck, keine Gefühle – und berühren doch durch die fast heilige, kindliche Begeisterung, die ihnen auf wundersame Weise zu entströmen scheint. Absolut sehenswert!

Eine kleine Besonderheit ist das surreal anmutende Video, das von Bentivegna und seinem Reich gezeigt wird.

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